28. Sonntag im Jahreskreis 2018 B – „Loslassen, um zu gewinnen“
Es gibt Lebenssituationen, wo in uns tiefe Fragen
aufbrechen und wir plötzlich Antworten suchen. Vielleicht war das im Evangelium
auch so. Ein Mann kommt zu Jesus und fragt: Was muss ich tun, um das ewige
Leben zu gewinnen?
Weil er ihn liebte, macht Jesus einen radikalen Vorschlag: Lass alles zurück,
hänge dich nicht an Geld, Besitz und Karriere, gib es her! Schau zuerst auf
Gott und seine Liebe, vertrau Dich ihm an! Jesu Vorschlag entspringt seiner
Liebe. Jesus will den Mann nicht belasten, sondern befreien; er will sein
Bestes.
Wie geht es uns mit der Einladung Jesu? Ich denke
wir alle – empfinden den Vorschlag als Überforderung, Angst mischt sich ein:
Ja, was habe ich dann noch in der Hand? Muss ich alles hergeben? Darf ich
überhaupt nicht ein bisschen Geld haben?
Das heutige Evangelium wurde auch im Gottesdienst verkündigt, welchen Franz von
Assisi besuchte. Im Hören verwandelte ihn das Wort Gottes. Franz war zutiefst
betroffen, der Schatz im Himmel, die überwältigende Liebe des Vaters pulsierte
nun in seinem Herzen und sprengte es fast vor Freude. Er wusste augenblicklich:
das ist das Wort für mich. Freudig begann er sofort alles, was er besaß, zu
verschenken. Je ärmer er wurde, umso froher und freier wurde er. Die Leute
sagten nur kopfschüttelnd: „Der ist verrückt“.
Es ist eigenartig, Jesus will uns befreien für das richtige Leben, für das
Reich Gottes – und wir beginnen zu jammern und zu krallen. Wir halten uns an
Materielles, klammern uns an Geschöpfe. Das ist ein ständiger Kampf, der nicht
glücklich macht. Wir wissen und ahnen in der Tiefe unseres Herzens, dass nur
das Geben, Loslassen und freie Verschenken uns froh machen kann.
Das gilt auch uns! Jesus sagt uns das in seiner persönlichen Liebe. Antworten
wir: „Da geht bei mir nichts, tut mir leid, einige Nummern zu hoch?“
Den Lebensstil von Franz von Assisi können nur einzelne leben. Es stimmt für die meisten. Wir alle besitzen Dinge, manchmal sehr viele. Doch oft zwingt uns das Leben, loszulassen: im Alter, in der Krankheit, durch den Verlust des Arbeitsplatzes, durch den Tod, der uns oft den liebsten Menschen entreißt.
Menschen, die loslassen für Gott, wirken freier,
verfügbarer. Es sind Menschen, die sich engagieren für die Pfarrgemeinde oder
die Allgemeinheit, die auf Nachbarn schauen und ihnen helfen, die auf die Pläne
anderer aus Liebe eingehen. Die Beziehung zu Jesus macht sie frei und einfach.
Wenn wir in Beziehungen leben, braucht es
zum fruchtbaren Gespräch ständig auch die Bereitschaft loszulassen. Wenn nur
der eine Partner loslässt, der andere nicht – dann zwingt der Eine dem anderen
seine Vorstellungen auf. Er lässt nichts los.
Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Beten wir, dass wir
loslassen, teilen und verschenken können und an die Kultur des Gebens glauben!
Gott gebe uns die Gnade, uns an das Evangelium Jesu und an den Gott der Liebe
zu binden!