6. Sonntag im Jahreskreis 2019 – C
Seligpreisungen und Weherufe
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Im Evangelium dieses Sonntags hören wir vier Seligpreisungen Jesu.
Worum geht es? Offenbar weist Jesus seinen Zuhörern einen Weg zum Heil, zur ewigen Seligkeit bei Gott. Nicht nur eine oberflächliche Freude, wie wir sie in diesen Faschingstagen überall vorfinden, ist das Ziel, sondern die tiefe Erfahrung von Gottes selig machender Nähe. Das Wort „selig“ drückt eine reine, unverdorbene Freude aus, die dem Lauf der Zeiten enthoben ist. Sie kann den Seligen nicht mehr genommen werden und gehört als solche dem Himmelreich an.
Mit anderen Worten heißt dies aber: Die Seligkeit, zu der uns Gott einlädt, können wir uns nicht verdienen. Sie ist und bleibt ein Geschenk. Für dieses Geschenk jedoch sollen und dürfen wir uns bereit machen; wir können uns dafür „disponieren“. Denn ein so kostbares Geschenk wird uns nicht aufgezwungen, sondern es erreicht nur den, der es aus ganzem Herzen erwartet.
Worum geht es inhaltlich? Gefragt ist, wie uns die Parallelstelle der Bergpredigt zeigt, die Armut vor Gott oder wie es wörtlich dort heißt die Armut „im Geiste“.
Wir haben nämlich Angst, herzugeben, weil wir meinen, ärmer zu werden. Doch es ist ja anders: Wer hergibt, ist leer vom Ich und von Sich selbst – vom Aufstützen auf Sachen und Menschen, ist übervoll von Glauben und Liebe, gefüllter, reicher an Gottesbeziehung als vorher. Eine Freiheit kommt auf, weil ich nicht mehr mich abhängig machen brauche von Sachen oder Menschen. Es macht offen für Wohlwollen, für die absichtslose Liebe und das großzügige Geben.
Als Franz von Assisi vom Evangelium gedrängt wurde, sein Geld und Gut den Armen zu geben, um frei zu sein für Gott und die Menschen, – als er gerade sein Geld verteilte an die Armen, beobachtete ihn ein Priester, mit Namen Silvestri. Dem fiel ein, dass Franziskus von ihm einmal einen kleineren Geldbetrag geliehen hatte. Als er sah, dass Franziskus sein Geld mit vollen Händen weggab, bekam Silvestri Angst, sein Geld nicht mehr zurückzubekommen.
Eilends lief er zu Franziskus. Der gab ihm einen ganzen Beutel mit Goldstücken. Glücklich rannte Silvestri nach Hause und freute sich, dass er plötzlich reich geworden war. Am 2. Tag jedoch war ihm nicht mehr so wohl. Er spürte, dass es nicht in Ordnung ist. Er sagte: “Ich bin ein Priester, ich bin älter und hänge am Geld und bin lustlos. Franziskus ist jung, kein Priester, ist frei von der Gier nach Geld, ist frei und froh und lebt das Evangelium.” Silvestri wurde sehr traurig, er konnte nicht mehr schlafen, verfiel in Depression und wusste nicht mehr aus noch ein. Am 3. Tag hielt er es nicht mehr aus: Er nahm den Goldbeutel, rannte damit zu Franziskus zurück und sagte: “Da hast Du Dein Geld wieder, ich will es nicht mehr. Aber ich habe eine Frage!” “Welche?” “Kann ich so leben wie Du?” Bruder Silvestri wurde einer der ersten Gefährten des hl. Franz, ein Heiliger.
All das, was Jesus hier beschreibt und wozu er uns einlädt, sind innere Haltungen. Es geht um gute Einstellungen des Herzens, die zur rechten Zeit ihre Frucht bringen: schon jetzt in der Zeit, noch mehr aber in der Ewigkeit. Auch wir sind eingeladen, den Weg der Seligpreisungen zu gehen, um so einst im Chor der Seligen des Himmels Gott zu loben und zu preisen in Ewigkeit. Amen
6. Sonntag im Jahreskreis 2019 – C
Sie kennen vielleicht das Märchen Hans im Glück. Es ist ein Grimms Märchen, das wie üblich beginnt, mit den bekannten Worten: „Es war einmal…“ Dieser Hans erhält als Lohn für sieben Jahre Arbeit einen großen Klumpen Gold. Diesen tauscht er gegen ein Pferd, das Pferd gegen eine Kuh, die Kuh gegen ein Schwein, das Schwein gegen eine Gans und die Gans gegen einen Schleifstein und einen Feldstein. Er glaubt immer ein gutes Geschäft zu machen, und schließlich fallen ihm diese beiden schweren Steine, als er trinken will, in einen Brunnen. Dann sagt er: „So glücklich, wie ich, gibt es keinen Menschen unter der Sonne. Mit leichtem Herzen und frei von aller Last ging er nun fort, bis er daheim bei seiner Mutter angekommen war.“
Ein zweites Beispiel. Vor 9 Jahren machte ein österreichischer Millionär Schlagzeilen, als er seinen kompletten Besitz verkaufte und sagte: „Meine Idee ist es, nichts mehr zu haben. Geld ist kontraproduktiv – es verhindert, dass man glücklich ist.“
Liebe Brüder und Schwestern! Was ist Glück? Jeder Mensch hat die Sehnsucht glücklich zu sein. Auch Jesus weiß um diese Sehnsucht und zählt auf, wer wirklich glücklich ist, wer selig ist. Momentan wundern wir uns. Selig ist, wer arm ist, wer hungert und weint.
Stimmt das wirklich? Selig wer arm ist! An meinen Beispielen sieht man, dass Reichtum nicht unbedingt glücklich macht, bzw. dieses Glück nicht von Dauer ist.
Jesus spricht dann von einem Glück, das immer andauert. Er spricht vom Reich Gottes. Er erinnert an den Himmel. Gott kann uns einmal für immer glücklich machen. Hier auf Erden kann unsere Seele dies nicht fassen. Du wirst immer wieder mit Glück gesättigt sein. Aber jedes Spiel wird mit der Zeit langweilig. Jedes Glückserlebnis gehört irgendwann der Vergangenheit an. Jedes Glück hier auf Erden ist nur von einer gewissen Dauer. Das Glück, das Gott uns einmal schenken will, wird nie aufhören. Das ist unvorstellbar! Doch wir tragen diese Sehnsucht im Herzen und möchten, dass auch wir dieses Glück haben.
Hier auf Erden ist Glück auch sehr subjektiv und relativ. Ein Kind in der Dritten Welt freut sich über einen Kugelschreiber und über ein Stück Brot mehr und ist darüber glücklicher, als ein Kind bei uns, das so gesättigt ist, dass Eltern es mit Geschenken fast gar nicht mehr glücklich machen können.
Gott kann uns glücklich machen, wenn wir arm sind. Wenn unser Herz leer ist, wird Gott es füllen. Daher: „Selig die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich.“
Ein letztes Beispiel: Dem Peter erscheint eine Fee und schenkt ihm einen Wunschring. Drei Wünsche hat er frei. Aber pass auf! Wünsche klug! Der erste Wunsch, den er hat, ist, ein mächtiger König zu sein. Sofort geht der Wunsch in Erfüllung. Er sitzt auf einem Thron, eine Menge Diener und Soldaten warten nur auf seine Befehle. Das ist ja ganz nett. Aber irgendwann drückt auch die schönste Krone ziemlich schwer auf dem Kopf, und das Sitzen auf dem Thron wird langweilig. Er dreht erneut den Wunschring und wünscht sich ein starker Kerl zu sein, der von allen bewundert wird. Prompt wird auch dieser Wunsch erfüllt. Er wird bewundert, als er große Baumstämme hin- und herträgt. Die versammelte Menge jubelt ihm zu, da ruft ihm ein kleines Kind aus der Menge zu: „Stark bist du wohl, ja, aber glücklich bist du nicht.“ Da beginnt er nachzudenken und kommt drauf, dass das doch das Wichtigste wäre. Er dreht den Ring und wünscht sich glücklich zu sein. Siehe da: Er sitzt an seinem alten Platz, wo er vorher war. Er gerät ins Grübeln und steht nachdenklich auf und sagt sich. Dann kann ich wohl nur als „Peter“ glücklich sein!
Glücklich sein ist auch eine Frage meiner Einstellung zum Leben. Bin ich zufrieden mit dem, wie es momentan ausschaut, oder brauche ich immer mehr?
Selig die Armen! Hänge ich am Materiellen, am Geld, oder ist doch Gott für mich der Wichtigste, denn dann kann mich auch Gott einmal glücklich machen. Amen.