5. Fastensonntag 2019 – C
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Tröstlich sind die Worte Jesu an die Frau: „Auch ich verurteile dich nicht. Geh hin und sündige fortan nicht mehr.“
Welche Freude muss diese Frau, die noch vor wenigen Minuten die Todesangst spürte, wohl in ihrem Herzen gehabt haben, als sie erstens nicht gesteinigt wurde, mit dem Leben davonkam und dann das noch viel größere Geschenk Jesu bekommen hat? Auch Jesus verurteilt sie nicht; auch Gott nicht.
Das Evangelium nach Johannes berichtet uns von der Begegnung Jesu mit einer Ehebrecherin, die man gemäß dem Gesetz des Mose steinigen wollte.
Wieder einmal versuchen die Gegner Jesu aus dem Kreis der Pharisäer und Schriftgelehrten, ihm eine Falle zu stellen, wenn sie ihn angesichts dieser Frau fragen: „Was sagst du?“ Denn wenn Jesus sagen würde, sie solle gemäß dem Gesetz des Mose gesteinigt werden, verliert er seinen Ruf als Freund der Sünder und als Mann der Barmherzigkeit. Stellt Jesus hingegen das Gebot des Mose in Frage, dann haben es die Gegner leicht, ihn der Missachtung des göttlichen Gesetzes zu überführen, das den Israeliten ja durch Mose übermittelt worden ist.
Was ist nun der Standpunkt Jesu? Fürs erste tut er etwas, um die aufgeladene emotionale Atmosphäre zu beruhigen. Er schreibt in den Sand. Was der Inhalt dessen ist, bleibt uns allerdings verborgen. Dann aber gibt er den hartnäckig Weiterfragenden eine Antwort, mit der sie jedoch so nicht gerechnet haben. Er stellt das Gesetz des Mose nicht in Frage, wohl aber tut er kund, dass eine solche Art der Bestrafung in der Gnadenordnung des Neuen Bundes keinen Platz mehr hat: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.“ (Joh 8,7)
„Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“ Das „an die eigene Brust klopfen“ haben wir oftmals verlernt. Gerade in der Fastenzeit ruft uns die Kirche aber wieder zu: „Schau in dein eigenes Herz! Bring in Ordnung, was schief gelaufen ist!“ Jesus wird zu jedem sagen, der in der Beichte zu ihm kommt: „Auch ich verurteile dich nicht! Deine Sünden sind dir vergeben! Geh hin in Frieden und sündige nicht mehr.“
Jesus hat vielleicht in diesem Augenblick den Pharisäern und Schriftgelehrten die Gnade geschenkt, ihren eigenen Seelenzustand zu sehen, der sie in diesem Augenblick erschrecken ließ: Was, so schlimm schaut es bei mir aus! Wie oft sehen wir den Splitter im Auge des Nächsten, den Balken im eigenen Auge bemerken wir leider nicht? Wie oft sehen wir die Sünden der anderen? Wie oft erzählen wir uns die Sünden der anderen und urteilen und merken gar nicht, dass wir verurteilen. Und wie oft versuchen wir damit unser eigenes Tun zu rechtfertigen?
„Warum tun wir das?“, könnte man fragen. Die Antwort ist nicht allzu schwer und immer hochaktuell. Wir haben alle unsere verschiedenen Sünden. Aber wir haben Angst davor, mit diesen Sünden allein zu bleiben. Deshalb suchen wir – bewusst oder unbewusst – eine „Begleitung“ für unsere Sünden. Dazu brauchen wir dringend die Sünden der Anderen. So möchten wir uns in ein besseres Licht rücken und gut dastehen.
Wichtig ist aber nicht, dass wir vor den Menschen gut dastehen, sondern dass wir vor Gott gut dastehen. Gott sieht unser Herz und er kennt unseren guten Willen, aber auch unsere Schwächen. Wer diese Schwächen und Sünden nicht vertuscht, sondern um Verzeihung bittet, der steht vor Gott gut da, denn Gott ist der barmherzige Vater, der uns dann von diesen Fehlern und Sünden befreit. Amen.
Tröstlich sind die Worte Jesu an die Frau: „Auch ich verurteile dich nicht. Geh hin und sündige fortan nicht mehr.“
Welche Freude muss diese Frau, die noch vor wenigen Minuten die Todesangst spürte, wohl in ihrem Herzen gehabt haben, als sie erstens nicht gesteinigt wurde, mit dem Leben davonkam und dann das noch viel größere Geschenk Jesu bekommen hat? Auch Jesus verurteilt sie nicht; auch Gott nicht.
„Sündige nicht mehr!“ Das wird sie sich sicher zu Herzen genommen haben.
Gerade jetzt vor Ostern, vor dem größten Fest unseres Glaubens, dem Fest der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus, ist es sinnvoll sein Herz zu prüfen, in sich zu gehen und sich zu fragen. „Bin nicht auch ich da oder dort schuldig geworden?“ Wir alle sind sündige Menschen, und wir alle brauchen die Verzeihung Gottes. Die Fastenzeit und besonders die vor uns stehende Karwoche soll Anstoß sein, uns die Frage zu stellen, mit was wir das Kreuz Jesu beladen haben. Jede Sünde hat das Kreuz Jesus schwer gemacht, hat er symbolisch hinaufgetragen nach Golgota, auf dem Berg seines Todes, seiner Kreuzigung. Nur wenn man mit Jesus den Kreuzweg geht, kann man auch mit ihm die Auferstehung feiern.
Wo haben wir gesündigt? „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.“ Wahrscheinlich hat Gott den Schriftgelehrten in diesem Augenblick ihren eigenen Seelenzustand drastisch gezeigt. Sie erkannten plötzlich, dass sie selbst auch sündige Menschen sind und vielleicht sogar noch schlimmeres auf dem Kerbholz hatten. Sie dachten eventuell: „Oh, hoffentlich wird das und das nicht bekannt.“ Und beschämt schlichen sie sich davon.
Wie oft sehen wir die Sünden anderer Menschen? Wie oft erzählen wir uns die Sünden der Menschen und urteilen bzw. verurteilen? Und wie oft versuchen wir dann damit unser Tun zu rechtfertigen? Nehmen wir das Wort Jesu ernst! Beseitige zuerst den Balken in deinem Auge, bevor du den Splitter im Auge deines Nächsten angreifst. Aber warum sehen wir oft nur die Sünden anderer und urteilen? könnte man sich fragen. Ich denke, wir brauchen manchmal diese Sünden der anderen, damit wir uns selbst in ein besseres Licht rücken können und gut dastehen.
Aber nehmen wir die Aussage dieses Evangeliums ernst: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.
Und das zweite ist die Vergebung: Vergebt! Können wir ebenfalls vergeben? Bin auch ich bereit, dem anderen die Möglichkeit zu geben neu anzufangen? Interessant ist, dass ein Zeichen der Reue von der Ehebrecherin fehlt, bzw. nicht im Evangelium steht. Die Reue ist unverzichtbar für eine Lossprechung und für eine Vergebung. Die Frau hat sie aber sicher gehabt. Entscheidend und wichtig ist hier etwas anderes.
Wir sollen lernen, dass nicht wir es sind, die richten und urteilen, sondern, dass wir es letztlich Gott überlassen sollen. Er ist der gerechte und barmherzige Richter über Lebende und Tote. Nehmen wir ihm das nicht ab, und setzen wir uns nicht an die Stelle Gottes. Er weiß ein bisschen mehr. Er weiß, wie es dazu kam, dass sie die Ehe gebrochen hat. Er kennt ihre anderen Schwierigkeiten noch, die sie vielleicht gehabt hat. Was hat sie für einen Ehemann? Wieviel Schuld hat ihr sogenannter Freund oder Verführer? Das sind alles Fragen, die wir nicht wissen und die nur Gott weiß, und er wird ein gerechtes Urteil fällen. Er kennt auch ihre Reue und auch ihre Liebe zu Gott. Er weiß, inwieweit sie zugestimmt hat zum Ehebruch und inwieweit ihre Freiheit nicht beeinträchtigt war. Hüten wir uns also zu urteilen. Gott wird einmal gerecht richten. Amen.