5. Ostersonntag – C

Die neue Schöpfung und das Neue Jerusalem

Liebe Brüder und Schwestern,

wenn wir uns mit der neuen Schöpfung beschäftigen, dann ist das nicht nur ein Zukunftsthema. Wir werden schnell merken, dass dieses Thema Weltgeschichte schreibt, zumindest in den letzten 200 bis 300 Jahren, denn die Sehnsucht nach einer neuen Welt ist in diesem Zeitraum dramatisch gewachsen. Betrachten wir einleitend kurz drei politische Konzepte, die Weltgeschichte geschrieben haben.

Ich beginne mit der Französischen Revolution: Ein einziger Traum nach einer neuen Welt mit Brüderlichkeit, mit Gleichheit, mit Freiheit, die erste säkularisierte Reich-Gottes-Utopie in Europa. Wir sind alle mehr oder minder geprägt von den Idealen dieser Revolution, müssen aber feststellen, dass sie keineswegs eine neue Menschheit hervorgebracht hat, sondern im Gegenteil einigen tausend Köpfen ein grausames Ende.

Dann der Kommunismus. Eine bessere Welt sollte entstehen, eine klassenlose Gesellschaft. Doch wer dort hinter die Kulissen blickte, merkte schnell, dass ausgerechnet diejenigen, die angetreten waren für mehr Gleichheit in der Welt, dann doch gleicher waren als die anderen mit ihren ganzen Sondervergünstigungen.

Man könnte meinen, dass nach diesen Erfahrungen die Sehnsucht nach einer neuen Welt aufgehört hat. Doch weit gefehlt! Der pure Egoismus setzt sich auf den Thron.

  • Beziehungen lösen sich auf.
  • Ehen und Familien geraten in einen Stresstest ungeahnten Ausmaßes.
  • Die Menschen werden immer bindungsunfähiger.

Auch hier bleibt die Idee einer besseren „neuen Welt“ auf der Strecke. Es schaut eine Stadt, die aus dem Himmel herniederkommt. Wir sollten dieses Wunder aller Wunder recht bedenken, dass Gott seine Wohnung bei den Menschen gründet, sein Zelt aufschlägt und seiner ewigen göttlichen Sehnsucht nach Gemeinschaft mit uns Menschen Ausdruck verleiht.

Das wollen wir bei all diesen Betrachtungen überhaupt nicht vergessen, dass der Dreieinige Gott seine Wohnung in jedem gläubigen Christen schon längst gegründet hat (Joh 14,23). Da steht es schwarz auf weiß. Er wohnt in uns. Die größten Dinge sind für uns oft so belanglos, dass wir schnell vergessen, darüber nachzudenken und dafür zu danken.

Der gewaltige Dreieinige Gott nimmt Wohnung durch den Heiligen Geist in mir armem, schwachen Menschen. Was dann – wenn Christus wiederkommt und sein Gerichtshandeln abgeschlossen sein wird – schaubar wird, ist jetzt im Glauben uns, der Gemeinde, schon längst zugeeignet. Diese Ansprache sollte nicht so verstanden werden, als ob die größten Dinge irgendwann nach Christi Wiederkunft geschehen. Nein, das Neue Jerusalem ist schon längst in uns. Der heilige allmächtige Gott hat in uns Wohnung genommen, wenn wir im Glauben mit Jesus Christus verbunden sind.

Der „Gott-mit-ihnen“ wird ihr Gott sein, sagt die Stimme. Die Stimme kommt von Christus, vom Thron. Der „Gott-mit-ihnen“ ist der Immanuel. Das ist ein Name, der Christus meint. Christus wird dann ihr Gott sein. Auf der neuen Erde, im Neuen Jerusalem, wird der Thron des Lammes stehen. Christus wird dort residieren. Dort wird Er seine ewige Wohnung haben; in mir und Dir!

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