4. Sonntag i. Jk. 2020 – A
Darstellung des Herrn 2020
Wie schön, dass es noch Zeichen gibt, die für sich sprechen. Ein solches Zeichen ist die Kerze. Die Kerze spricht für sich. Ihr einfaches, kleines Licht verströmt eine Ruhe, eine Gelassenheit, die wohltuend wirkt. Kerzen stehen darum auch für den Ausgleich und für den Frieden. Wenn Menschen friedlich für eine gute Sache demonstrieren wollen, gehen sie mit brennenden Kerzen auf die Straße. Die Kerze zeigt, dass es neben der Dimension des Banalen, des Gewöhnlichen eben, noch eine andere Dimension gibt, die das Irdische und Dunkle, das Bedrohliche und Gewalttätige durchbricht und endgültig besiegt. Stärke und Gewalt wird hier nicht durch noch größere Stärke und noch heftigere Gewalt überwunden, sondern durch Ohnmacht und Stille. – Das ist eine Botschaft, die auch heute noch, wie es scheint, verstanden wird.
Ein anderes Zeichen, das auch heute noch verstanden wird, weil es für sich spricht, ist der Segen. Der Segen ist das genaue Gegenteil von Beeinflussung und Manipulation. Der Segnende steht da als Mittler. Er hat nicht vor, die Menschen an sich zu ziehen, sondern er will sie zu Gott führen. Der Segen, den er weitergibt, will darum die Menschen auch zu sich selbst kommen lassen. Und indem sie zur Mitte finden, erkennen sie, dass in ihrem Leben Gott wirkt, der sie ruft und führt.
Darum, weil das so ist, ist es gut, den Segen nicht nur einer großen Anzahl Menschen zugleich zu geben. Sondern auch in der Weise, dass der Segen auch dem einzelnen gegeben wird. So wird der Segen als Geschenk und Gnade noch intensiver und direkter spürbar.
Heute verbinden sich diese beiden Zeichen – das Zeichen der Kerze und das Zeichen des Segens – einer wunderbaren und tiefen Einheit: indem wir die Kerzen segnen, die während des Jahres hier in der Kirche brennen, und indem der Blasiussegen mit Hilfe einer doppelten Kerze erteilt wird. So möchte ich darum auch den Brauch beibehalten, den Blasiussegen jedem einzelnen zu erteilen. Wir stehen nicht in einem Kollektiv, sondern jeder von uns ist persönlich gemeint, wenn etwas von der Gnade Gottes vermittelt wird. Natürlich bedeutet das dann auch umgekehrt, dass die persönliche Antwort, der persönliche Dank, die persönliche Ausrichtung auf Gott und sein Leben erfolgen muss. Sonst bleibt Gottes Zuwendung zu uns ohne Nutzen, ohne Frucht.
Es würde sich einmal lohnen, alle die Bräuche und Überlieferungen aufzulisten, die wir bei uns haben und die im Laufe eines Jahres deutlich machen, dass wir Menschen aus Fleisch und Blut sind und mit Leib und Seele, also “ganzheitlich”, glauben dürfen. – Manches davon ist in Gefahr, vergessen zu werden. Es wird weggespült von einer ungesunden Hektik, weil unsere Zeit schnelllebig ist, so dass sie bald ihr eigenes Gedächtnis verliert. – Dagegen haben wir in unserer Kirche doch sehr schöne und wertvolle Inhalte, die wie ein Schatz sind, zu schade, vergessen zu werden
Die Inhalte unserer christlichen Feste erhalten sich freilich nicht von selber. Sie lassen sich nicht konservieren wie ein Fertiggericht. Unser Glaube lebt von anderen Gesetzmäßigkeiten. Unsere Feste und Bräuche müssen gelebt und erfahren werden, sonst werden sie innerlich hohl und leer. Sie müssen in gläubiger Gemeinschaft vollzogen werden. Sonst wird aus Glaube nur noch Anspruch und aus Religion nur noch Folklore. Und die wird dann nicht mehr ernstgenommen von Menschen, die wirklich auf der Suche sind. In diesem Sinne dürfen wir heute auch die Lichter empfangen und uns den Segen geben lassen von Christus, der selber Licht und Segen ist und das große Geschenk Gottes an uns ist