Weißer Sonntag – A
Das Leben wird gewandelt, nicht genommen
Schwestern und Brüder im Herrn!
Was bleibt von einem Holzfeuer?
Nehmen wir einmal einen Haufen gespaltenes Holz. Legt man Feuer daran, so kann er ihnen Licht und Wärme spenden. Was aber bleibt am Ende vom Holz? – Nichts, es ist weg; nur ein bisschen Asche bleibt übrig. Das stimmt allerdings nur oberflächlich betrachtet. In der Physik gibt es den so genannten Energieerhaltungssatz, der besagt, dass Energie nicht aus dem Nichts entstehen und sich genauso wenig wieder in nichts auflösen kann.
Wie die Energie zum Holz, so verhält sich auch das Leben zum Menschen. Das Leben des Menschen kommt nicht aus dem Nichts und löst sich genauso wenig wieder in nichts auf.
Dem Menschen ist eine gewisse Lebensspanne gegeben, denn genauso sicher wie sein Anfang, so ist ihm sein Ende. Damit der Mensch heranwachsen und sich gut entwickeln kann, braucht er viel Zuwendung und Liebe von den Eltern und vielen anderen Menschen. Sein ganzes Leben lang wird der Mensch das Bedürfnis haben, Liebe zu empfangen, aber auch Liebe zu schenken.
Sterben und Auferstehen gehören zu einem groß angelegten Verwandlungsprogramm, durch das wir dazu befähigt werden, unverhüllte Gemeinschaft mit Gott leben zu können. Verwandlung geschieht bereits jetzt in unserem Leben. Verwandlung geschieht da, wo ich in meinem Leben zurückstecke, um mehr Platz für Gott zu schaffen. Auferstehung geschieht da, wo ich mich mit Zeit und Energie an andere verschenke, auch wenn es mir schwerfällt. Ostern geschieht da, wo ich mich für Wahrheit und Gerechtigkeit einsetze, auch wenn es anderen nicht passt.
Unsere Aufgabe ist es, unser jetziges Leben immer offener für Gottes Gegenwart zu machen. Wer auf diese Weise wahrhaftig lebt, in dem lebt bereits Gott, denn Gott ist das Leben. Wenn aber Gott in mir lebt, dann bin ich von unvergänglichem Leben durchdrungen. In mir sterblichem Menschen lebt und wirkt bereits der unsterbliche Gott. Was also kann mir geschehen, wenn ich sterbe? Es stirbt nur das an mir, was nicht Gott ist. In verwandelter Gestalt werde ich auferstehen, damit ich in ganzer Fülle und ungehindert in Freude die volle Gemeinschaft mit Gott und all den anderen Himmelsbewohnern leben kann.
Im heutigen Evangelium werden die Wunden hervorgehoben, mit denen der verwandelte Auferstehungsleib Jesu gekennzeichnet ist. Sie werden zu Erkennungszeichen für die Jünger, durch welche sie verstehen: Der Tod ist tatsächlich nur ein Durchgangsstadium, er ist nicht die völlige Auslöschung. Die Wunden sind das Zeichen dafür, was Jesus um der Liebe zu uns Menschen willen alles auf sich genommen hat. Sie sind das Zeichen dafür, wie stark er in seinem Vertrauen auf Gott war, so dass er sich den Widerwärtigkeiten der Menschen aussetzen konnte, ohne mit Gewalt zu antworten. – Mögen auch wir im Glauben an Jesus Christus den Sinn für unser Leben entdecken, in dem wir mehr und mehr für Wahrheit und Gerechtigkeit einsetzen!