4. Ostersonntag
Jesus hatte verschiedene Sprachformen benutzt wie Gleichnisse, Sinnbildliche Darstellungen und Kurzgeschichten, um die Botschaft des Reiches Gottes zu verkünden. Im heutigen Sonntagsevangelium benutzt Jesus eine Allegorie, also sinnbildliche Darstellung – in der er sich als guter Hirte darstellt, der nun die „Tür“ für die Schafe geworden ist.
Türen begegnen uns Tag für Tag. Die geschlossene Tür gewährt Schutz, Wärme, Stille, Geborgenheit, Abgeschlossenheit, Gefahrlosigkeit, Sicherheit und Beglückung. Die geschlossene Tür kann aber auch Zeichen der Verschlossenheit, Lieblosigkeit, Trennung, Rivalität, und Feindschaft sein. Die Türen können verbinden, die Türen können trennen. Eine offene Tür ist eine einladende Geste der Aufgeschlossenheit, Freundschaft, Offenheit, Bekanntschaft und Liebe.
Beim Lesen des Evangeliums kam es mir so vor, als wäre es für uns und unsere heutige Situation geschrieben worden. Wieviel Stimmen und Rufer sind heute zu hören, die dadurch, dass sie Angst machen, ausgrenzen, Türen zuschlagen, nur sich selbst sehen und vielleicht noch Menschen, die ins gleiche Horn tuten?
Wertschätzung des anderen
– Achtung vor dem anderen, auch wenn er anders lebt, fühlt, glaubt und denkt!
– Achtung vor dem Frieden der immer nur mit dem anderen und nicht nur durch Waffen zu sichern ist!
– Achtung vor der Freiheit, die immer auch die Freiheit des anderen ist!
– Achtung vor der Möglichkeit sein Leben so zu gestalten, wie Mann, Frau und Kind es möchte! Reisen zu können, den Beruf frei wählen zu dürfen, den Menschen heiraten zu können, den man liebt.
– Achtung vor den unterschiedlichen religiösen Überzeugungen, die allen Menschen zugestanden wird, Christen, Muslime, Juden, Hindus, Atheisten, allen!
– Achtung vor der einzigen Grenze die es gibt, nämlich dass die eigenen Rechte dort aufhören, wo die Rechte des anderen beginnen!
All das scheint auf einmal nichts mehr zu gelten, nichts mehr wert zu sein, wo diese falschen Stimmen, diese Diebe und Räuber, wie es im Evangelium steht, um sich schreien und sich die Wahrheit so zurechtbiegen, wie es ihnen nützt.
Jeder, vor allem wir als Christinnen und Christen sind hier aufgefordert, anders zu denken, anders zu handeln, anders mit anderen umzugehen.
„Der Dieb kommt nur um zu stehlen, zu schlachten und zu verderben.“ Das ist es, was so viele durch ihr Reden und ihr Handeln provozieren.
„Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ Das ist die Gegenbotschaft gegen die Verführer unserer Tage.
Die Osterbotschaft spricht von der Macht der Liebe, die die Grenzen des Hasses, die Grenzen der Gewalt und im letzten die Grenze des Todes überwindet. Das darf uns, meine ich, zum einen gelassen machen und es kann uns den Mut und die Kraft geben, dass wir unsere Menschenwürde verteidigen, die gegen Hass, gegen Ausgrenzung und für ein miteinander steht.