2. Ostersonntag – C – Ministrantenfest anlässlich 100 Jahre Pfarrkirche Höchst

Liebe ehemalige Ministrantinnen und Ministranten,
Schola-Sänger und „Glockenläuter“,
liebe Mitchristen in der meiner Heimatpfarrgemeinde!

  1. Es ist schon etwas Besonderes, dass wir ehemaligen
    Ministranten heute zusammen gekommen sind und zuerst diesen
    Festgottesdienst feiern und dann auch drüben im Pfarrsaal. Das
    Gottesdienst-Feiern war ja in unserer Kindheit und teilweise
    auch in unserer Jugendzeit unser Geschäft.
    Wahrscheinlich gäbe es viele interessante Geschichten zu
    erzählen – das können wir ja dann im Pfarrsaal machen. Wir
    haben auch in sehr verschiedenen Zeiten und unter sehr
    verschiedenen Pfarrern und Kaplänen ministriert. Einige von uns
    haben noch die vorkonziliare Liturgie erlebt, für die Jüngeren
    unter uns ist diese Art von Liturgie kaum mehr vorstellbar.
  2. Was uns aber allen gemeinsam war, ist vermutlich die
    Tatsache, dass sich kaum jemand von uns klar war, was
    dieser Dienst am Altar bedeutet. Wir können es nur erahnen,
    was da geschieht, wenn das Wort Gottes verkündet und wenn
    dann das Mahl der Erlösung gefeiert wird. Ambo und Altar sind
    so etwas wie die Einflugschneisen Gottes in unsere Welt!
    Immer wenn wir Wortgottesdienst oder Sakramente oder
    auch die Eucharistie feiern, tritt der Auferstandene vom
    Himmel her in unsere Mitte. Und die Ministranten? – Sie sind
    live dabei. Unbegreiflich Großes geschieht da, wenn wir Gottes-
    Dienst feiern und die Ministrantinnen und Ministranten sind
    kleine Dienerinnen und Diener Gottes. „Ministrare“ heißt ja
    „dienen“.
  3. Wenn wir miteinander Gottesdienst feien, geschieht
    Begegnung mit dem Auferstandenen. Das Evangelium vom 2.
    Ostersonntag – die Begegnung des Auferstandenen mit dem
    Thomas – will uns da ein paar Ermutigungen sagen. Das
    Evangelium beginnt mit den Worten „Am Abend des ersten
    Tages der Woche“ und bei der zweiten Begegnung heißt es „acht
    Tage darauf“. Es ist Sonntagssituation. Die Jünger haben sich
    am Sonntag, am Tag der Auferstehung, zum Gottesdienst
    versammelt.
  4. Beim ersten Mal war Thomas nicht dabei. Er wird sowieso
    ungerecht behandelt: Man spricht immer vom „ungläubigen
    Thomas“ – so ungläubig war der gar nicht. Was war dieser
    Thomas für ein Mensch? Er war ein Apostel, er ist Jesus
    nachgefolgt. In Betanien sagte er zu den anderen Jünger: Lasst
    uns mit Jesus gehen um mit ihm zu sterben! Er war treu.
    Später fragte er Jesus: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst.
    Wie sollen wir dann den Weg kennen? Jesus antwortete ihm:
    Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.
    Thomas ist nicht leichtgläubig, aber eben auch nicht
    ungläubig; er ist kritisch gläubig. Er ist vielleicht weniger ein
    Zweifelnder sondern vielmehr ein Fragender, ein Suchender.
    Er war nicht immer dabei, wenn die Jünger sich getroffen
    haben.
    Vermutlich erkennen sich viele von uns in ihm wieder. Es ist gar
    nicht immer so einfach mit dem Glauben an Gott, mit dem
    Glauben an Jesu Tod und Auferstehung. Auch wir haben Fragen,
    auch wir sind oft Suchende, Nichtverstehende, auch Zweifelnde.
    Es ist gar nicht immer so einfach, vor allem auch jetzt, wenn
    Vertreter der Kirche die eigentliche Botschaft verstellen.
  5. Thomas am ersten Sonntag nicht dabei, und auch das Zeugnis
    der anderen reicht ihm nicht ganz. „Wir haben den Herrn
    gesehen“, sagen seine Freunde. Dann aber am zweiten Sonntag
    ist er dabei bei der Versammlung, beim Gottesdienst. Mit den
    andern zusammen darf er dem Auferstandenen begegnen.
    Jesus kommt und tritt in ihre Mitte. Das wollen uns übrigens
    die meisten Osterevangelien sagen: Wenn die Jüngerinnen und
    Jünger Jesu sich am Sonntag versammeln, wenn sie sein Wort
    bedenken, wenn sie miteinander das Brot brechen, dann ist
    der Auferstandene mitten unter ihnen – auch heute noch.
    Diese Botschaft der Osterevangelien soll eine Ermutigung an all
    diejenigen unter uns sein, denen der Sonntagsgottesdienst nicht
    oder nicht mehr so wichtig ist. Es ist einfach ein unglaubliches
    Geschehen, wenn beim Sonntagsgottesdienst der
    Auferstandene vom Himmel in unsere Mitte tritt, mit uns
    spricht, uns anspricht und mit uns Mahl hält.
  6. Und die Begegnung mit dem Auferstandenen ist heilsam.
    Thomas steht für uns, die wir nur von Jesus gehört, ihn aber
    nicht gesehen und berührt haben. In diesem Thomas dürfen wir
    zu unserer Sehnsucht stehen, Jesus zu erfahren und zu berühren.
    Wir möchten nicht nur glauben sondern Gott auch spüren. Durch
    die Berührung mit den Wunden Jesu ist Thomas mit Jesus in
    Berührung gekommen aber auch mit seinen eigenen Wunden.
    Und das war sehr heilsam für ihn.
    Wenn wir Sonntagsgottesdienst feiern, dürfen wir mit allem in
    die Kirche kommen, was uns bewegt: mit allen unseren Sorgen,
    Problemen und Leiden, mit allen unseren leiblichen und
    seelischen Wunden, auch mit Schuld.
    Wenn die Gaben am Altar bereitet werden, ist der Moment, wo
    wir mit den Gaben, auch all das, was uns bewegt, die Freuden
    und die Leiden, auf den Altar legen können. In der Begegnung
    mit uns, in der Berührung mit uns will der Auferstandene uns
    heilen, heil machen. Ich wünsche es wirklich jeder und jedem
    einzelnen von uns, dass wir das im Sonntagsgottesdienst immer
    wieder einmal spüren dürfen. Natürlich, Gotteserfahrung und
    Gottesbegegnung sind Geschenk! Vielleicht müssen wir uns aber
    dafür öffnen, zumindest unsere Sehnsucht nach Gott zulassen.
  7. Liebe Mitchristen!
    Ich habe am Anfang meiner Gedanken den Gottesdienst so
    gedeutet, dass wir – konkret in der Messe natürlich die
    Ministranten – dass wir Gott dienen. Gottesdienst hat aber eben
    auch noch eine andere Dimension. Gottesdienst heißt nicht nur,
    dass wir Gott dienen, sondern auch – und ist im Grunde
    genommen noch viel wichtiger, dass er uns dient, dass er uns
    liebt und heilt. Gottesdienst ist zuerst einmal Dienst Gottes an
    uns. Es ist unbegreiflich und unglaublich, was da geschieht,
    wenn der Auferstandene vom Himmel her in die Mitte der
    versammelten Pfarrgemeinde tritt, uns anspricht und mit uns das
    heilsame Mahl der Erlösung feiert. Ja, wahrscheinlich war es uns
    damals wirklich nicht bewusst, welch großartigen Dienst wir als
    Ministranten hatten. Aber auch heute will der Auferstandene uns
    begegnen, auch heute will er mit uns in Berührung kommen.

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