2. Adventsonntag
Liebe Schwestern und Brüder,
Advent, so wird es uns immer wieder gesagt, ist die stillste Zeit im Jahr. Und das stimmt auch, denn es stimmt für all jene, die daraus eine stille Zeit machen, die sich die Zeit nehmen und ruhig werden, die schweigen und lauschen und im Blick auf die kleine Flamme einer brennenden Kerze erfahren, wie sich ihre Seele erwärmt, wie sie schweigend Frieden spürt.
Ich wünsche uns allen für die kommenden Wochen – ihnen und mir selber: Dass wir uns Zeiten der Stille nehmen. Dass wir wieder einmal schweigen und innerlich zur Ruhe kommen und darauf lauschen, was in unseren Herzen vorgeht.
Liebe Schwestern und Brüder, was Schweigen für mein eigenes Leben bedeutet, das finde ich immer wieder in den Worten von Romano Guardini. Er hat einmal gesagt: „Schweigen ist mehr als nicht reden. Schweigen ist Fülle. Schweigen ist für den Menschen das, was der Resonanzboden für eine klingende Saite ist.“
Damit bringt Romano Guardini zur Sprache, dass Schweigen und Hören und Lauschen unserem Leben zu einer größeren Tiefe verhilft und uns wach macht, dass es uns durchlässiger macht für alles, was uns im Leben begegnet. Schweigen und Hören schließlich verfeinert unser Wesen, macht uns achtsam und hellhörig für das, was wirklich wichtig ist, was wesentlich ist in unserem Leben.
Darum ist das Schweigen und das Hören die Grundhaltung von uns Christen. Denn in dieser Haltung, in dieser lauschenden Aufmerksamkeit kann uns das Wort Gottes berühren und erreichen. Diese Haltung der Achtsamkeit lässt uns die Botschaft hören und lässt uns erkennen, wozu Gott uns ruft.
Wegbereitung, Strassen ebnen! Das klingt schon fast wieder nach Aktion. Für den Herrn den Weg bereiten, das heißt aber auch und wohl zuerst, den Weg in unsere Herzen ebnen und ihm eine Strasse bereiten, auf der er einziehen kann. Mit ihm wollen wir das Mahl halten, und die innigste Vereinigung genießen.
Und da dürfen wir uns auch ganz ehrlich fragen, ob es die eine oder andere Hürde gibt? Ob mich vielleicht manches belastet, das ausgesprochen werden müsste? Wir wissen doch alle nur zu gut, dass das Leben nicht immer geradlinig verläuft und dass es auf diesem Weg auch immer wieder Spannungen gibt. Vielleicht steht Versöhnung an, vielleicht wird es eine Erleichterung, wenn ich mein Herz erforsche und alle Erkenntnis ins Beichtsakrament einbette und erleben darf, was es bedeutet, losgesprochen zu werden. Dieses Sakrament ist ja gegeben, um den gläubigen Menschen zum Leben zu ermutigen, sein Leben zu beflügeln und ihn nicht zu demütigen.
Den Weg ebnen und eine Strasse bereiten für den Herrn. Damit sein Licht in uns leuchte, uns wärme und in uns das Bewusstsein wächst, dass Gott uns an sein Herz ziehen will, dass wir seine geliebten Kinder sind. Denn an Weihnachten bahnt er den Weg vom Himmel zur Erde. Bahnen wir ihm einen Weg in unser Herz und machen wir ernst mit dem, was wir singend immer wieder bekennen: „Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist. Ach zieh mit deiner Gnade ein, dein Freundlichkeit auch uns erschein. Dein Heilger Geist uns führ und leit den Weg zur ewgen Seligkeit. Dem Namen dein, o Herr, sei ewig Preis und Ehr.“ Amen.