Fest Taufe des Herrn

Vor einiger Zeit kamen Eltern mit ihrem Kinderwagen in den Gottesdienst, den ich mit einer kleinen Gemeinde feierte. Das Kind war gerade 14 Tage alt und hat den Gottesdienst absolut nicht gestört. Es war sehr ruhig und hat viel geschlafen. Nach der Messe zog dieses Kind die ganze Aufmerksamkeit der Besucher auf sich. Alle standen um den Kinderwagen herum und bewunderten das kleine Baby. Es war ein kleines, nein, ein großes Wunder, was wir da betrachteten. Ein einmaliger, unverwechselbarer Mensch lag da vor uns.

Wenn wir heute von der Würde der Menschen denken, versuchen wir: alle Menschen mit den Augen Gottes zu sehen. Vor Gott sind alle Menschen gleich. Er sieht nicht auf die Person, sondern ihm sind alle willkommen. Mit anderen Worten: Gott sagt zum Menschen von der ersten Minute an sein unbedingtes Ja. Viele haben den Eindruck: Ich bin nur eine Nummer, ein Aktenvorgang, den es zu bearbeiten gilt. Aber hinter diesen Nummern stehen Menschen, Personen, Schicksale.

Wir alle haben einen Namen, mit dem wir gerufen und angesprochen werden können. Auch bei Gott haben wir einen Namen. So heißt es im Alten Testament: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein.“ (Jes,43,1). Das dürfen wir auch auf die die Taufe beziehen. Für Gott sind wir keine Nummer, kein Aktenvorgang. Vor Gott sind wir eine Person, die mit einer großen Würde ausgestattet ist und die es zu beachten gilt. Gerade in der Taufe wird dies deutlich spürbar. Er nimmt uns an, so wie wir sind.

Der hl. Franz von Sales hat das Bild vom „Kindsein“ für die Gottesbeziehung in die christliche Spiritualität eingebracht. Er vergleicht die Gottesbeziehung mit einem Kind, das an der Brust seiner Mutter Nahrung findet:

„Solange ein Kind noch ganz klein ist, ist es ganz Einfachheit, es hat nur eine einzige Erkenntnis: Die Mutter; nur ein Verlangen: die Brust der Mutter. An diese Brust gelegt und gebettet, ist es wunschlos. Die vollkommen einfache Seele hat auch nur eine Liebe: Gott. Und diese Liebe hat wiederum nur ein Verlangen: Ruhen an der Brust des himmlischen Vaters, dort als wahrhaft liebendes Kind wohnen, dem guten Vater alles Sorgen um das eigene Wohl überlassen.“

Heute, am Fest der Taufe des Herrn, werden wir auch an unsere eigene Taufe erinnert und eingeladen, sie zu erneuern; denn die Taufe ist eine Entscheidung, die ein Leben lang eingeholt werden muss. Tauferneuerung heißt, sich bewusst zu werden, dass Gott in jedem und jeder von uns vom ersten Moment unseres Daseins an wirkt.

Ich möchte diese Gedanken mit folgendem Gebet abschließen: „Gott wir staunen, wie sich im kleinen Kind deine Schöpfung zeigt. Wie es langsam wächst, schauen, hören, gehen lernt. Da wird etwas von deiner Kraft sichtbar. Wir freuen uns, dass es das Geschenk des kleinen Kindes immer wieder gibt. Mit der Taufe sagen wir: Alles ist Gnade, alles ist Geschenk. Als Jesus getauft wurde, da – heißt es – ging der Himmel auf, und eine Stimme war zu hören: Dies ist mein geliebter Sohn. Das wünschen wir bei der Taufe den Kindern: einen offenen Himmel, einen Gott, der sagt: Für diese Kinder bin ich da.“

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