Christi Himmelfahrt

Liebe Brüder und Schwestern, als der große Humorist Loriot vor Jahren gefragt wurde, was ihn wohl nach dem Tod erwarte, antwortete er: „Der Himmel, hoffe ich. Ich habe mir meinen Kinderglauben an den lieben Gott bewahrt.“

Der Himmel. Gibt es ihn, den Himmel? Und wenn ja, wie soll man ihn sich vorstellen? Als Ort oder eher als fünfte Dimension, als reine Glückseligkeit?

Wenn Jesus vom „Himmel“ gesprochen hat, dann meinte er damit immer die enge Verbundenheit mit Gott. Himmel ist für ihn kein Ort wie Jerusalem oder Kapernaum. Himmel geschieht, Himmel ereignet sich. Und zwar immer dann und immer da, wo Menschen in so enger Verbundenheit mit Gott

leben, dass kein Platz mehr ist für Misstrauen, Zweifel, Neid, Eifersucht, Lieblosigkeit, Egoismus, Angst oder Sorge.

Himmel ist da, wo ich nicht mehr frage, ob ich nicht zu kurz komme; wo ich spüre, dass für mich gesorgt ist; wo ich frei werde von der Sorge um mich selbst und sehe, was andere brauchen; wo ich aus dieser Fülle heraus teilen kann, so dass es für alle reicht.

Insofern hat Jesus tatsächlich den Himmel auf die Erde gebracht. Gezeigt, wie ein Mensch in vollkommener Gemeinschaft mit Gott leben kann.

Oft spricht Jesus auch vom Reich Gottes, wenn er diese innige Verbundenheit mit Gott in Worten ausdrücken will. Der Himmel ist ja immerhin ein Bild, das man sich ausmalen kann – auch wenn man weiß, dass unsere Vorstellungskraft nicht ausreicht, um die Wirklichkeit Gottes zu beschreiben. Aber wir sind nun einmal auf Bilder angewiesen. Und es ist weder naiv noch peinlich, wenn wir unsere Hoffnung, unsere tiefste Sehnsucht nach Heimat und Vollendung mit dem alten Bild des Himmels verbinden.

Noch leben wir hier, unter irdischen Bedingungen. Und doch sehen wir auch schon den Himmel immer wieder aufblitzen, wie einzelne Steinchen in einem wunderschönen großen Mosaik, das uns in seiner ganzen Schönheit noch verborgen ist. Jesus hat diese Vollendung schon erreicht; er lebt für immer in der beglückenden Gegenwart des himmlischen Vaters – und ist uns zugleich näher denn je, auch wenn wir es nicht immer unmittelbar spüren.

Wir sind gemeint mit dieser Himmelfahrt. Wir können erfahren, was Jesus erfahren hat. Der Himmel ist immer da. Was uns von ihm trennt, ist unser Besetzsein durch unser Ichbewußtsein. Himmel ist die Erkenntnis, dass wir göttlichen Ursprungs sind, dass wir göttliches Leben in uns tragen.

Das ist es, was wir am Fest Christi Himmelfahrt feiern. Darin liegt die Verheißung, dass auch wir vollendet werden, wenn unsere irdischen Wege einmal an ihr Ende kommen – und an ihr Ziel. Amen.  

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