7. Ostersonntag B

Die ganze Welt ist ein großes Dorf geworden, wo jeder vom anderen alles weiß. Wenn jetzt in Amerika oder Australien etwas geschieht, wissen wir davon in Europa folgenden Stunden. Die ganze Welt ist verbunden mit schnellsten Verkehrsmitteln und Internet. Und doch erklingt für uns heute das Gebet von Jesus. Dass alle Eins sind. Jesus betet für die Einheit unter den Menschen. Für solche Einheit, die zwischen dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist ist. In Gott ist eine große Einheit. Gott legt diese Gotteseinheit zum Vorbild der menschlichen Einheit.

Einst fassten die Menschen diese Einheit nicht richtig. Heute stellen wir uns die Einheit anders vor. Die Quantenphysik betrachtet heute das Universum als ein dynamisches Gewebe. Was wir für feste Materie halten, ist ein Energie-Spannungsfeld von unterschiedlicher Dichte. Teilhard de Chardin sagt: „Konkret gibt es nicht Materie und Geist, viel mehr existiert nur die geistwerdende Materie.“ Jede winzige Bewegung in dem Gewebe erzeugt entsprechende Bewegung in anderen Teilen des Universums. Erfahrung des All-Eins sein ist die mystische Erfahrung, die Jesus uns als Vermächtnis hinterlässt.

Warum betet Jesus für die Einheit? Was bedeutet für Jesus Einheit? Jesus begreift die Einheit unter den Menschen so: die Menschen sollen sich untereinander nicht trennen, nicht verfolgen, weil einer weiß ist und der anderer schwarz. Trotz Verschiedenheit sollten wir die Einheit bewahren. Wir sollten uns unter einander wie Brüder und Schwestern benehmen.

Wir dürfen nicht diejenigen hassen, die anders denken, oder anders glauben. Wir müssen immer das suchen was uns verbindet. Wir alle sind durch das Sakrament der Taufe Kindergottes geworden. Es geht nicht darum, dass wir alle gleich sind, sondern dass wir alle von demselben Geist beseelt sind. Es geht darum, dass wir bei unserer Vielfältigkeit einig sind.

Es geht um die Einheitserfahrung mit allem und jedem, aus der die wahre Liebe aufsteigt. In dieser Einheitserfahrung liegt die Weisheit aller spirituellen Wege begründet, eine Weisheit, die besagt, dass es keine Trennung zwischen einem Ich und einem Du, zwischen diesem Urgrund Gott und den Menschen gibt. In dieser Erfahrung der Einheit aller Wesen und allen Lebens liegt das Ziel des spirituellen Weges. Aus dieser Erfahrung erwächst Liebe. Und wer liebt, empfängt. Denn Liebe ist wie der Ruf in eine Echowand – es schallt zurück, wenn ich hineinrufe.

Diese Liebe verändert die Menschen. Ich kann dann

gar nicht anders, als auf meinen Mitmenschen zuzugehen,

dessen Leid ich als mein Leid erfahre und dessen Freude

auch meine Freude ist. Nur diese Art der Liebe kann die andere Wange zum Schlag hinhalten, nur sie kann auch noch das Hemd weggeben, wenn der Mantel verlangt wird.

Wenn wir wahrhaft lieben, dann können wir gar nicht anders, denn wir erfahren die Einheit allen Lebens und würden uns selbst verletzen, wenn wir anderen etwas antäten. Diese Liebe befähigt uns, auch unsere Gegner zu umarmen, auch jenen mit Wohlwollen zu begegnen, die hassen.

Jesus betet nicht für die Gleichförmigkeit, sondern für die Einigkeit. Beten wir dafür, dass wir zur Einigung der Welt beitragen. Es ist nicht genug, wenn wir mit Telefon, Internet und Fluglinien verbunden sind. Wir müssen auch mit den Herzen verbunden sein, damit die Welt eine Familie werde, wie wir mit Gott eine Familie sind. Jesus wollte die Menschen zu derselben Erfahrung führen, die er gehabt hat: „Ich und der Vater sind eins.“ 

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