Und in diesem Sinne machten sich fast 50 Gläubige der Pfarrgemeinde zum hl. Mauritius in Nenzing am 5. Oktober 2023 bei strahlendem Herbstwetter per Reisebus auf den Pilgerweg zur Benediktinerabtei Marienberg in Mals/Südtirol.
Gestärkt durch ein Frühstück in Landeck und durch den Segen und die Gebete von und mit Pfarrer Joy Peter ging es über den Reschen und die Malser Heide zuerst aber nach Glurns.
Glurns ist mit 924 Einwohnern eine der kleinsten Städte der Alpen.
Ein besonderes Merkmal der Stadt sind ihre vollständig erhaltenen Stadtmauern. Auch innerhalb der Stadt hat sich der mittelalterliche Charakter in vorbildlicher Weise erhalten. Zu verdanken ist dies zum Großteil dem bedeutenden Künstler Paul Flora, der wohl wichtigsten Persönlichkeit der Stadt. 1975, im EU-weiten Jahr des
Denkmalschutzes, initiierte er ein Projekt, das den Bewohnern eine kostengünstige Sanierung ermöglichte. So hat z.B. die Gemeinde
Leerstände aufgekauft, Sanierungen veranlasst, die Wohnungen dann zum Selbstkostenpreis verkauft (an Bewohner der Stadt, die sie 20 Jahre nicht veräußern und keine andere Wohnung besitzen dürfen).
Ein Paradebeispiel für gelungene Stadtsanierung. Im Rahmen einer Stadtführung haben wir weiters auch viel über die Lebensart im
Mittelalter erfahren und auch über die Legende des hl. Christophorus, der als Schutzheiliger der Stadt allgegenwärtig zu sein scheint.
Nach einer gemütlichen Mittagspause ging es dann zum Kloster
Marienberg. Schon bei der Anfahrt durch das Dörfchen Burgeis (Gemeinde Mals) beeindruckt der mächtige Bau der höchstgelegenen Benediktinerabtei Europas (1.350 m): ein Ort der Ruhe und Kraft, der Geschichte und Zukunft, der Arbeit und des Gebets.
Seit über 900 Jahren folgt das Leben im Kloster Marienberg den
Regeln des heiligen Benedikt. Im Laufe der Jahrhunderte stand das Kloster immer wieder vor großen Herausforderungen, die Mönche wurden vertrieben, Kunstschätze geraubt. Doch immer wieder gelang ein Neuanfang: Durch die Gründung eines Gymnasiums wurde das Kloster zum geistigen Zentrum des oberen Vinschgaus und nimmt bis heute im Bewusstsein der Bevölkerung einen großen Stellenwert ein.
In sehr kompetenten Führungen wurden uns die Klosterkirche, die Krypta und die Bibliothek gezeigt.
Durch ein romanisches steingerahmtes Rundbogenportal,
geschmückt mit dem herausragenden Werk der Gotik
„Die Gottesmutter reicht dem Jesusknaben einen Apfel“, betritt man die Klosterkirche aus dem späten 12. Jahrhundert, die in der
Zeit im 17. Jahrhundert das heutige barocke Aussehen mit
beeindruckenden Kunstwerken – auch von Südtiroler Künstler -
erhielt. Besonders berührend und von außerordentlicher Schönheit ist die Pieta in der Seitenkapelle, die zu
Gebet und Besinnung einlädt.
Die Krypta enthält einen Freskenzyklus aus dem Jahr 1180, der 1887 teilweise wiederentdeckt und 1980, nachdem Grufteinbauten aus der Zeit der Barockisierung der Kirche entfernt worden waren, zur Gänze freigelegt wurde. Diese Fresken sind eines der größten Zeugnisse
romanischen Kunstschaffens im Alpenraum. Aber nicht nur die künstlerische Qualität der
Fresken besticht, auch der spirituelle Ausdruck dieser Werke ist einzigartig.
Die moderne, unterirdische Bibliothek beherbergt auf mehrere Räume verteilt einen
umfangreichen Bücherschatz. Die mehr als 100.000 Druckwerke bilden eine schier betäubende Anhäufung würdiger, entlegener, verschollener Folianten und ein reiches Aufgebot seltenster Sammelwerke. Mittlerweile wurde der gesamte Bestand inventarisiert und digitalisiert und ist daher für alle einsehbar.